Option wird ausgeübt- was passiert?
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Beginnen wir von vorne: Was heißt, eine Option wird ausgeübt?
Wenn eine Option ausgeübt wird, so ist der Stillhalter verpflichtet 100 Stück Aktien des Basiswertes, auf den er eine Option geschrieben hat zu liefern oder sich andienen zu lassen. Der Optionsverkäufer hat die Pflicht, die Rechte des Optionskäufers zu erfüllen. Dafür bekommt er ja schließlich die Prämie. Wenn ich einen Short Put verkaufe, bin ich verpflichtet mir die Aktien mit dem Strikepreis einbuchen zu lassen, wenn der Optionskäufer, also mein Vertragspartner das wünscht.
Wann wird eine Option ausgeübt?
Die meisten Optionen können zu jeder beliebigen Zeit ausgeübt werden. Nur macht das im Normalfall wenig Sinn für den Optionskäufer. Sinn macht eine Ausübung nur, wenn sich die Option bereits im Geld befindet. Damit das besser verständlich wird, machen wir ein kurzes Beispiel.
Ich verkaufe eine Option mit einem Strikepreis von 90$ auf die Aktie XY die zurzeit bei 100$ steht. Dafür bekomme ich eine Prämie von 100$ bei einer Restlaufzeit von 45 Tagen. Natürlich kann mein Vertragspartner, der Optionskäufer jetzt hergehen und sagen, ich lasse mir die Option ausüben. Doch was würde passieren? Das Ganze wäre ein massiver Verlust für den Optionskäufer. Der Käufer kann die Aktien nur für 90$ an den Stillhalter übergeben, den für 100$ haben wir keine Verpflichtung übernommen. Und als Stillhalter hätten wir Aktien die 100$ wert sind um 90$ ins Depot gebucht bekommen plus die eingenommen Prämie – ein gutes Geschäft. Nur das niemand ein solches Geschäft machen wird. Der Käufer wird mit der Ausübung immer warten bis seine Option im Geld ist, weil ab da macht er Gewinn. Sollte die Aktie zum Beispiel aufgrund von schlechten Quartalszahlen auf 80$ fallen, würde eine Ausübung Sinn machen. Der Optionskäufer hätte einen Gewinn von 1000$ (90$-80$)minus der bezahlten Prämie.
Gibt es einen Grund warum sich Stillhalter andienen lassen wollen ?
Natürlich, der Grund dafür ist, dass sie die Aktien zum Strikepreis ohnehin besitzen wollen. Wenn man die Aktie XY sowieso für 90$ kaufen möchte, dann macht es Sinn mit Optionen zu arbeiten anstatt mit einfachen Limit Orders. Hier werden wir für das Warten bezahlt. Was gibt es Schöneres. Und es ist zugleich ein Rendite Turbo für ein Aktiendepot.
Worauf ist zu achten, wo liegt das Risiko verborgen ?
Wird eine Option ausgeübt, dann bekommt man immer 100 Stück eines Basiswertes in das Depot eingebucht. Wir haben als Optionshändler zwar ein Marginkonto, was uns erlaubt auf Kredit zu kaufen doch man soll sich auch der Risiken, die damit einhergehen bewusst sein.
Wenn wir heute 100 Apple Aktien mit einem aktuellen Kurswert von 150$ kaufen, dann brauchen wir lediglich 3500$ an Margin hinterlegen anstatt 15.000$. Doch darf man nicht nicht vergessen das Aktien nicht immer steigen werden, sondern auch einmal fallen können. Fällt die Apple Aktie jetzt um 50% , dann wird sich die Marginanforderung sofort drastisch erhöhen. Hätte man hier nur ein Konto mit 5000$, so wär dass das Ende. Margin Call! Der Broker beginnt Positionen automatisch zu schließen, meist beginnt er mit Positionen die viel Margin benötigen um so wieder etwas Spielraum zu schaffen.
Das Risiko der Andienung, liegt nicht in der Option sondern in der Aktie selbst. Man ist nun 100 Stück long im Markt. Und die Aktie ändert sich viel schneller als der Wert der Option. Bei kleinen Konten kann sich das sehr stark auswirken. Aus diesem Grund lasse ich mir keine Aktien andienen.
Natürlich kann man sagen: Sobald ich die Aktie eingebucht bekomme verkaufe ich einfach Short Calls darauf. Das ist auch die Idee für mein zukünftiges Langfrist-Konto. Doch für mein kleines Konto ist mir das Risiko zu groß, ich kann nicht genügend diversifizieren. Ein Covered Call ist zwar eine super Cashflow- Strategie, doch für die Verlust-Reduzierung in Aktien eignet er sich nur begrenzt. Wenn eine Aktie stark fällt, kann keine Option diesen Verlust wettmachen. Wenn man mit dem Strikepreis des Short Calls immer näher zum aktuellen Preis geht, so läuft man Gefahr das die Option ausgeübt wird und so die Aktie weit unter dem Kaufpreis verkauft wird.
Kurz zusammengefasst:
- Für Langfrist-Investoren macht das „sich-Andienen-lassen“ von Aktien durchaus Sinn.
- Man bekommt eine Prämie für das Warten bis die Aktie den gewünschten Kaufpreis hat.
- Allerdings kann die Aktie auch stark fallen, einen solchen Verlust kann man mit Optionen meist nicht mehr „ausbügeln“.
- Noch zu achten ist auf die Marginerhöhung wenn die Aktie gegen einen läuft.
Lg Michael
4. Juni 2017 @ 15:47
Das ist unter anderem ein Argument dafür, warum ich Optionen nur auf Dividendentitel schreibe. Das dauert zwar länger, aber dennoch bleibt ein Cash-Flow bestehen.
Gruß,
Marco
4. Juni 2017 @ 19:56
Hallo Marco
da gebe ich dir vollkommen recht. Es gibt auch Leute die halten Dividendentitel und schreiben gar keine Optionen darauf. Sie sind somit den Schwankungen des Basiswertes eigentlich noch stärker ausgesetzt. Aber auch sie machen Gewinne.
Ich will nur darauf hinweisen, das man mit Optionen nicht alles ausbügeln kann. Wichtig ist, dass man sich dem Risiko bewusst ist. Wer das Risiko kennt und dieses in Kauf nimmt, für den ist das sicher eine perfekte Strategie.
Lg Michael
16. Juni 2017 @ 19:14
Ich hatte im Mai ein komisches Phänomen.
Ich hatte Calls auf AXA verkauft, welche auch ausgeübt wurden.
Zu diesem Zeitpunklt hatte ich AXA Aktien von der französischen Börse (die stammten noch aus einer Ausübung eines Puts).
Ich dachte mir da: „Ja gut, bin ich die auch los.“
Tja, Fehlanzeige.
Mir wurden -400 Aktien „AXA S.A. INH. EO 2,29“ gebucht (ich war also Short) und das obwohl ich +400 hatte.
Warum bei Calls und Puts da unterschiedliche Börsen zum Tragen kamen weis ich bis heute nicht. Hab aber auch nicht weiter nachgehackt.
Hoffe jetzt mal, dass sowas nicht wieder passiert und das ein „Spezialfall“ wegen den französischen Aktien war.
17. Juni 2017 @ 09:16
Hallo Josef
Das ist tatsächlich interessant. Im Moment kann ich mir das auch nicht erklären. Ich würde mal bei deinem Broker nachfragen. Aber für mich sieht es so aus als sind das 2 verschiedene Aktien. Denn sonst wärst du in deinem Depot AXA gleichzeitig long und short was meines Wissens nicht möglich ist.
Ich würde in deinem Fall die Aktien Position sofort schließen. Außer du willst die Aktien behalten.
Wenn du was in Erfahrung bringst, lass es mich bitte wissen, bin da gerade selbst etwas neugierig 😉
lg Michael
22. Juni 2017 @ 18:40
Hi,
kurzer Zwischenstand: DeGiro hat einen Fehler eingeräumt. Ich habe nun den erlittenen Verlust begründet und die von mir aufgeführten Transaktionen gehen jetzt nochmals in Prüfung. Mal schauen was dabei rauskommt 🙂
23. Juni 2017 @ 13:10
Hallo Josef
Okey, da haben wir die Erklärung warum das passiert ist. Sollte bei einem Broker natürlich nicht passieren, aber immerhin räumen sie den Fehler ein. Halte mich bitte auf dem Laufenden wie das ausgeht.
Lg Michael
2. August 2017 @ 21:36
Hi Michael,
ich hab das Geld nun endlich bekommen.
Das Ganze lehrt mich aber, dass DeGiro nur solange gut ist, solange man kein Problem hat.
Am 22.Juni erhielt ich die erste Antwort von DeGiro in welcher meine Bedenken bezüglich der fehlerhaften Transaktion geteilt wurden.
Am 1.8. habe ich die Rückerstattung erhalten.
Dazwischen musste ich einige Male nachhacken.
Gruß
Josef
2. August 2017 @ 22:02
Hallo Josef
Danke für deine Rückmeldung. Gott sei Dank. Mein Vertrauen in den Broker wäre dadurch erschüttert.
Ich hoffe deine Trades verlaufen weiterhin gut.
Lg Michael